Interview: Drei Fragen an das Bundesbauministerium

Lebenszyklusanalyse, Nachhaltigkeit, QNG – wichtige Stichworte im Rahmen der neuen Neubauförderung. Wie können die Gebäude in Deutschland klimafreundlicher werden und was hat das mit den Expertinnen und Experten der Energieeffizienz-Expertenliste zu tun? Wir haben nachgefragt bei Bettina Stinner, Mitarbeiterin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB).

Warum spielt die Nachhaltigkeit beim Neubau von Gebäuden jetzt so eine wichtige Rolle?

Es gilt, die Klimaziele zu erreichen. Das Handlungsfeld Gebäude verursacht durch die Herstellung, den Betrieb und den Rückbau fast 40 % der CO2-Emissionen. Aber es greift zu kurz, wenn wir uns nur auf das Ziel der Klimaneutralität fokussieren. Auch die Bezahlbarkeit und die Sozialverträglichkeit müssen wir im Auge behalten. Und dabei gilt es dem besonderen Umstand gerecht zu werden, dass es sich bei Gebäuden um äußerst langlebige Produkte handelt. Je stärker der Fokus auf die Nachhaltigkeit eines Gebäudes bereits zum Zeitpunkt der Errichtung gelegt wird, desto weniger Anpassungsbedarf ist in den Folgejahren erforderlich. Und aus Erfahrung weiß man: Ein Aufschieben würde später noch teurer werden.

Wie sieht das BMWSB die Rolle der Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten beim Klimafreundlichen Neubau? Welche Erwartungen sind daran geknüpft?

Wie heißt es so schön: Eigentum verpflichtet. Heutzutage sehen sich Besitzer von Wohneigentum immer größeren Anforderungen gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um komplexe technische und auch wirtschaftlich relevante Themen, die nicht jedem liegen. In diesen Fällen tut man gut daran, sich einer fachlichen Expertise zu bedienen und das nach Möglichkeit bereits in einem frühen Stadium der Überlegungen. Die Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten haben den nötigen Überblick über die vielfältigen einzelnen Alternativen, die bei einem Neubau denkbar sind. Gemeinsam mit dem Bauenden sowie dem Planenden können sie sicherstellen, dass das vorgesehene Gesamtpaket tatsächlich die beste Lösung darstellt – technisch und wirtschaftlich gesehen.

Warum hat man sich bei der Betrachtung des Gebäudes für eine Lebenszyklusanalyse (LCA) entschieden?

In der Vergangenheit wurde sich ausschließlich auf die Nutzungsphase eines Gebäudes konzentriert. Das greift viel zu kurz: Bereits während des Baues und später beim Abriss werden wichtige Ressourcen in Anspruch genommen. Mit der Lebenszyklusbetrachtung werden nun auch diese Phasen eines Gebäudes erfasst und nicht mehr wie bisher „unterschlagen“. Es wird also ein weitaus realistischeres Bild bewertet.

Ausführliche Informationen zu den Themen "Nachhaltiges Bauen" und "Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" finden Sie auf den Webseiten des BMWSB: Nachhaltiges Bauen sowie Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude.